Port of Kiel Magazine No. 3 | 2015

18 Wie muss man sich das damalige Arbeiten vorstellen? Arthur Renard arbeitete mit einer Plattenkamera der Größe 18 x 24 Zentimeter. Er besaß damals als Einziger ein Dreibeinlei- terstativ. Das war ein Hochstativ von knapp drei Meter Höhe. Eines der drei Beine war als Leiter konzipiert. So konnte er über die Köpfe anderer hinwegfotografieren. Wenn man ein heute ein Motiv findet, auf dem ein Mann auf einer Leiter steht, dann ist es Arthur. Die Ausrüstung war so umfangreich, dass er Pferde- fuhrwerk fahren musste. Das lieh er sich von einem befreundeten Unternehmer und fuhr dann allein durch das Kieler Umland. Es geht die Geschichte, dass er oft auf dem Rückweg einschlief und das Pferd den Rückweg von allein fand. Neben den großen Plattenkameras gab es noch kleinere Reise(Hand-)kameras. Die hatten meistens das Format 13 x 18 Zentimeter. Einige Fotogra- fen arbeiteten auch im Format 24 x 30 Zentimeter. Das waren riesige Kisten. Egal in welchem Format man arbeitete, es waren immer Glasplatten, auf denen belichtet wurde. Im Labor wurden dann immer Kontaktabzüge davon gemacht. In Berlin gab es schließlich Institute, die die Vergrößerungen machten. Dorthin wurden die Glasplatten in großen Holzkisten geschickt und angegeben, wie viele Abzüge von welcher Platte gemacht werden sollten. Belichtungsmesser? Auslöser? So etwas gab es nicht. Das war Erfahrung, das war reines Handwerk. Man wusste, bei welchem Licht welche Belichtungszeit funktioniert – und das bei unterschiedlichen ISO-Zahlen und Blenden. HAFENNACHBARN PORT NEIGHBOURS How can you imagine a photographer working back in the days? Arthur Renard worked with a plate camera of 18 x 24 centimetres. He was the only one owning a tripod at the time, a nearly three metre high stand. One leg was made as a ladder so he was able to shoot straight over the heads. If you see a motive today with a man standing up on a ladder, that’s usually Arthur. The equipment he carried around the Kieler hinterland was so substantial that he had to lug it around on a horse and carriage, which he borrowed from a friend. It is said that he often fell asleep on his way back home and that the horse found his way back on his own. There were also smaller hand cameras apart from the big plate cameras. They usually had a format of 13 x 18 centimetres. Some photographers even worked with a 24 x 30 centimetre format. They were huge bo- xes. Contact prints were made at the lab. There were institutes in Berlin, which created enlargements. The glass plates were sent to them in big wooden boxes with instructions on how many prints were to be made. Photometer? Flash point? There was none of that. It was all about experience, a true craft. You simply knew which light required which exposure timer – even with different ISO values and apertures. Seegarten um 1887. Seegarten around 1887.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTA1ODY=